Das Leben der ersten Kolonisten - Teil 2

Ansonsten war man unwahrscheinlich anspruchslos. Das meiste mußte die Landwirtschaft für die Ernährung liefern. Roggenbrot wurde selbst gebacken. Eine der Hauptfrüchte war die Kartoffel. Das Schaf, eines der ältesten Haustiere der Menschheit, hat ebenfalls wesentlich zur Verhinderung einer Hungersnot beigetragen. Es lieferte Milch, Fleisch und Wolle. Die Hausfrauen verstanden sich auf das Spinnen und auf das Stricken. Die Strümpfe waren aus reiner Schafswolle, ebenso die "Bosterrocks". In den Wintertagen flochten die Männer Körbe aus Weiden und stellten aus Besenheide und Birkenzweigen Besen her. Die Ochsen mußten die Wagen ziehen, Pferde gab es zu Anfang nicht. Aus Birkensträuchern wurden Wände geflochten. In späteren Jahren wurden diese dann mit Lehm verschmiert. Auch zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte sich das Leben der Kolonisten nicht wesentlich verändert. Sie hatten wohl ihre Kolonate als Eigentum, ein Auskommen zum Leben war es jedoch nicht. Es mußte auf den Geestdörfern, vor allem im Ammerland, hinzuverdient werden. Um die Grundlage für die Viehhaltung zu vergrößern, wurden herrenlose Moor- und Heideflächen als Viehweide mitbenutzt. Das Hüten der Tiere war Aufgabe der schulpflichtigen Kinder, die die Schulbücher zum Lernen und Erledigen der Hausaufgaben mit in das Moor nahmen. Gleich nach der Schulentlassung wurden die dann Konfirmierten als Knechte und Mägde zu Bauern in die umliegenden Geestdörfer oder ins Ammerland verdungen.
 
Überhaupt gab es in dieser Zeit rege Beziehungen über die "Grenze" hinweg. In Westerstede, dem nächstliegenden größeren Ort, waren Läden und damit Einkaufsmöglichkeiten. Eier, Butter, aber auch geräucherten Schinken - die besten Sachen wurden nicht selbst verbraucht - brachte man teilweise mit der Schubkarre zum Verkauf dorthin, wofür man dann lebensnotwendige Güter bekam.
 
 
So ähnlich sahen damals die ersten Häuser in Stapel aus (Motiv vom Moormuseum in Moordorf). Aufnahme: Bernhard Caspers
aus "200 Jahre Stapel, 1792 - 1992"