Das Leben der ersten Kolonisten

Das Leben der wagemutigen Siedler war alles andere als rosig. Das Moor und die Geestinseln gaben wenig her. Bekannt der Spruch: "Dem ersten sien Dod, den tweeden sien Not, den darden sien Brod". Die einzige Rettung, um überleben zu können, war das Moorbrennen. Hierzu sagt die Geschichte, daß ein Holländer namens Jan Kruse, aus dem Groninger Gebiet kommend, den ostfriesischen Kolonisten das Moorbrennen zeigte.
 
Die zu brennende Moorfläche wurde bereits ein Jahr vorher entwässert, es wurden "Grüppen" gezogen. Im Winter wurden Schollen zerhackt, im Frühjahr ging man mit der Egge über das Feld. Die Egge wurde von Ochsen gezogen, im Mai ging das Brennen los. Mehrere Tage brannte das ausgetrocknete Moor. Ganz Ostfriesland war in Rauchschwaden gehüllt. War es mit dem Brenne vorbei, wurde Buchweizen gesät. In 12 Wochen konnte der Buchweizen reif zur Ernte sein. Zunächst konnte es gute Ernten geben. Dann freuten sich die Ansiedler. Es gab die beliebten "Bookweitenschubbers" (Pfannkuchen) und den Buchweizenbrei. Auch als Futtermittel für Haustiere war er beliebt. Doch kam im Mai der Nachtfrost, konnte die ganze Ernte dahin sein. Nach Jahren lohnte sich der Buchweizenanbau nicht mehr, durch den starken Raubbau gab das Moor nichts mehr her. Schlechte Zeiten kamen. Armut breitete sich allenthalben aus. In Stapel gab es Kolonisten, die in Amerika ein neues Glück suchten und wohl auch fanden. Der Buchweizenanbau lief allmählich aus, nicht abrupt. Es gibt ein Sprichwort: "De Bookweiten hest nich eher, as bit du hüm int Liev hest."
Die Moorkolonisten mußten sich nach neuen Erwerbsquellen umsehen. Ein anderes finanzielles Standbein war die Bienenzucht. Die Bienenkörbe und der Bienenstand (Immenschul) wurden von dem Imker selbst angefertigt.
Johann Ernst bi sin Immen un Immenschul im Jahre 1933